Bachelor und Master - Die Bologna-Reform

Um die Jahrtausendwende begann auch das deutsche Hochschulsystem, seine Studiengänge auf Bachelor und Master umzustellen. Damit wurden die ehemaligen Magister- und Diplomstudiengänge weitestgehend abgelöst. Die Initiatoren der Bologna-Reform wollten erreichen, dass Abschlüsse europaweit vergleichbar sind. Sie wollten die internationale Mobilität fördern und die Studiengänge verstärkt auf den Arbeitsmarkt ausrichten. Außerdem wollten sie eine externe Qualitätssicherung nach festen Regeln einführen. Kritiker führen an, dass ein Studium seit der Bologna-Reform "verschulter" sei. Der Bachelor stellt in den meisten Fällen den ersten berufsqualifizierenden Abschluss nach etwa sechs Semestern dar. Das weiterführende Studium schließt nach ungefähr vier Semestern mit dem Master ab. Doch was bedeuten diese Studienabschlüsse genau und welche Abschlüsse gibt es weiterhin neben den beiden regulären Bachelor- und Masterabschlüssen?

Mögliche Studienabschlüsse neben Bachelor und Master

Fast jedes Studium in Deutschland beginnt mit einem Bachelorstudiengang. Doch es gibt Ausnahmen: Die Studiengänge Jura, Medizin und das Lehramtsstudium schließen noch immer mit einem Staatsexamen ab. Das Lehramtsstudium wird von Bundesland zu Bundesland unterschiedlich gehandhabt. In einigen Bundesländern absolvieren angehende Lehrer noch das Staatsexamen, in anderen wiederum den "Master of Education". Beide Abschlüsse sind jeweils in den unterschiedlichen Bundesländern anerkannt. Die Zahl der Diplomstudiengänge hat sich im Zuge der Bologna-Reform stark reduziert. Dennoch bieten manche Hochschulen immer noch Diplomstudiengänge mit einer Regelstudienzeit von acht bis zehn Semestern an. Darunter sind in erster Linie technische und musische Fächer zu finden.

Der Bachelor

Der Bachelor stellt den ersten akademischen Grad im zweistufigen Studienmodell dar. Die verschiedene Bezeichnungen richten sich nach dem jeweiligen Studiengang: Der Bachelor of Arts (Fächer: Sozial, -Sprach, -Kultur, -Religions, -Informations und Wirtschaftswissenschaften), der Bachelor of Science (MINT-Fächer, Wirtschaftswissenschaften und Psychologie), der Bachelor of Laws (Fach: Rechtswissenschaften), Bachelor of Education (Fach: Lehramt), der Bachelor of Engineering (Fach: Ingenieurswissenschaften). Während des Studiums müssen Studierende eine gewisse Anzahl an Credit Points erwerben. Diese Punkte gibt es für die durchschnittliche Zeit, die ein Studierender aufwenden muss, um ein bestimmtes Modul abzuschließen. Ein Modul umfasst mehrere thematisch zusammenhängende Lehrveranstaltungen, dies können Seminare, Vorlesungen oder Übungen sein.

Gleichzeitig werden die Leistungen benotet. Die Noten fließen in die Gesamtnote am Ende des Studiums ein. Am Ende des Studiums verfasst der angehende Absolvent eine Bachelorarbeit. Während des Studiums können Studierende auch eine Zeit an einer ausländischen Hochschule studieren und dort Credit Points sammeln. Dafür muss die heimische Hochschule die Leistungen, die im Ausland erworben wurden, anerkennen. Wenn Du möchtest, kannst Du nach dem Bachelorabschluss direkt ins Berufsleben oder in ein Traineeprogramm einsteigen. Alternativ kannst Du mit einem Masterstudiengang weiterstudieren. Wer in den öffentlichen Dienst möchte, hat mit dem Bachelor grundsätzlich Zugang zum gehobenen Dienst.

Diplomstudiengänge

Auch wenn die Anzahl der Diplom-Studiengänge sich reduziert hat, gibt es sie noch, die "alten" Diplomstudiengänge. Vor allem bei den technischen Studiengängen an Fachhochschulen sind sie zu finden. Diplomstudiengänge sind auf acht Semester ausgelegt. Neben technischen Fächern findet man vereinzelt noch Diplomstudiengänge für Betriebswirte. Einzelne private Hochschulen oder Akademien bieten Diplomabschlüsse für ihre Kurse, doch sind dies in der Regel hochschulinterne Abschlüsse, die nicht staatlich anerkannt sind. Solche "Diplome" stellen eher ein Teilnahmezertifikat dar. Sie können nützlich sein, wenn man eine berufliche Weiterbildung machen und dies belegen möchte.

Der Master

Der Master bezeichnet den weiterführenden akademischen Grad, der in der Regel nach vier Semestern erreicht ist. Auch im Masterstudium sammelst Du Credit Points. Am Ende des Studiums steht die Masterarbeit an. Du solltest einen Master machen, wenn Du eine wissenschaftliche Laufbahn mit Promotion anstrebst oder Deine Karrierechancen ausbauen möchtest. Mit dem Master hast Du grundsätzlich Zugang zum höheren Dienst. Rund ein Viertel aller Studenten hängen direkt nach dem Bachelor ein Masterstudium an. Während man vor der Bologna-Reform bis zum Magister oder Diplom "durchstudierte", muss man sich nach einem Bachelorabschluss für ein Masterstudium neu bewerben. Die Bewerbung muss nicht an der gleichen Hochschule erfolgen.

Konsekutiv oder weiterbildend?

Ein Masterstudium, das direkt an das Bachelorstudium anschließt, wird als konsekutiver Masterstudiengang bezeichnet. Wer sich für einen konsekutiven Master bewerben möchte, muss meist nur als formale Zugangsvoraussetzung einen Bachelor vorweisen – und einen Platz bekommen. Manche Hochschulen setzen eine bestimmte Abschlussnote voraus. Nicht immer sind ausreichend Plätze für alle Bewerber frei. Allerdings gibt es auch zulassungsfreie Masterstudiengänge, die ausreichend Plätze anbieten können. Wer erst ein paar Jahre ins Berufsleben einsteigt und später den Master macht, nimmt einen weiterbildenden Master-Studiengang auf. Dafür wird oftmals auch eine gewisse Berufserfahrung gefordert. Der wohl bekannteste weiterbildende Masterabschluss ist der Master of Business Administration (MBA), der gezielt auf eine Führungsposition vorbereitet. Ein Masterstudiengang kann entweder thematisch stark an das vorangegangene Bachelorstudium anknüpfen und die Inhalte vertiefen, es kann aber auch fachübergreifend ausgerichtet sein.

Beispiele aus dem Hochschulalltag

Die Friedrich-Alexander Universität Erlangen führt den Masterstudiengang International Business Studies durch. Bewerber müssen einen Bachelorabschluss aus den Bereichen Business Administration, International Business oder Management vorweisen. Alternativ nimmt die Hochschule auch Absolventen anderer Bachelorstudiengänge für diesen Studiengang auf. Die Absolventen müssen allerdings nachweisen, dass sie während des Erststudiums Kenntnisse aus dem Bereich International Business erworben haben. Dieses Studium führt demnach konsekutiv Inhalte aus dem vorangegangenen Bachelorstudium fort. Ein anderes Beispiel: Die Fachhochschule Kiel bietet einen nicht-konsekutiven Masterstudiengang Betriebswirtschaftslehre an. Bewerben können sich Akademiker, die ihren ersten Hochschulabschluss in einem nicht-betriebswirtschaftlichen Bereich erworben haben.

Staatliche Anerkennung der Abschlüsse durch Akkreditierung

Wenn eine Hochschule Bachelor- und Masterstudiengänge durchführen will, muss sie diese akkreditieren lassen. Eine Akkreditierung ist in der Regel die Voraussetzung für eine staatliche Genehmigung von Bachelor- und Masterstudiengängen. Gleichzeitig ist sie auch eine Art Qualitätssicherung. Die so genannte Akkreditierungsagentur prüft neben der Qualität der Studiengänge auch die Einhaltung formaler Vorgaben der Kultusministerkonferenz sowie die Einhaltung europäischer Standards. Gerade wenn Du Dich für einen Studiengang an einer privaten Hochschule interessierst, frage nach, ob Du dort einen Bachelor oder Master machen kannst oder ob diese Abschlüsse durch eine Kooperation mit einer öffentlichen Hochschule möglich sind.

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